Sonntag, 18. September 2011

Das Maß aller Dinge

(Maßband in einer Wiese, heute gesehen)
Nun, ich poste ja nicht wirklich oft sehr intensive Dinge, sehr  persönliche oder familiäre Sachen. Manchmal streife ich sie am Rande, hin und wieder kann ich nicht anders und schreibe doch etwas mehr. Gerade, wenn es die Menschen betrifft, die mir am Herzen liegen und die gehen müssen, gehen mussten. So gab es schon Erinnerungen an meinen liebsten Freund aus den Jahren in meiner Theatergruppe, an meinen liebsten Arbeitskollegen und an meine Oma. Wobei meine Oma mit 92 Jahren durchaus in einem Alter war, wo man wusste, sie hatte ein langes Leben und sie ist im Kreise ihrer Familie auf die andere Seite gegangen. Trotzdem war auch ihr Tod sehr sehr traurig.

Nun hat 2011 sich bisher nicht von der schönsten Seite gezeigt, bis auf wenige Ausnahmen, ist es kein freundliches Jahr. Die Krankheit unserer Mama, Lungenkrebs und alles was dazu gehörte... nun weiß ich von einem neuerlichen schweren Krebsfall, der mich sehr mitnimmt. 

Und seit heute ist klar, dass wir wohl, wenn nicht ein Wunder geschieht, unsere Tante verlieren werden. Sie ist seit Wochen im Krankenhaus, wurde jetzt operiert, am Herz. Ihr Körper schafft es wohl nicht. Sie hat eine Patientenverfügung gemacht, dass sie nicht am Leben erhalten werden will. Morgen oder übermorgen wird endgültig geklärt, ob die zusätzlichen Maschinen (Beatmung und Dialyse) abgeschaltet werden. 

Und ich will das nicht. Ich will nicht dass sie geht. Ich will auch nicht, dass sie leidet. Aber ich möchte so gerne, dass sie sich wieder erholt. Sie ist meine Tante und Patentante, ich trage ihren Namen als Zweitnamen und ich habe soviele gute und schöne Erinnerungen an sie und an meinen Onkel. Ich war in meiner Kinderzeit immer sehr sehr gerne bei ihnen. Sie ist "erst" 69  Jahre. 

Wenn sie gehen muss, ist sie die letzte aus der Herkunftsfamilie meiner Eltern. Meine Mutter hat bereits alle verloren, ihre Eltern, ihre Geschwister. Mein Vater hat nun noch seine Schwester. 

Auch wenn alles "seine" Zeit hat, ich weiß das, fällt es mir immer wieder schwer, dem auch ins Auge zu blicken. Wenn ich alte  Bilder ansehe "von früher", von Familienfeiern, die laut waren und chaotisch, wird mir immer bewusst, dass die meisten darauf inzwischen nicht mehr unter uns sind. Unsere Familienfeiern sind immer noch laut und chaotisch, es ist jetzt eben die "nächste" Generation. 

Die Hoffnung aber, dass es meine Tante doch noch schafft, die habe ich. Es wäre so schön. Ich wünsche Ihr noch viele Jahre, ohne Leiden, denn dafür war die OP ja gedacht. Um ihr Herz zu unterstützen. Vielleicht hat 2011 doch noch ein Einsehen und hilft mit einem kleinen Wunder ein bisschen nach.

2 Kommentare:

  1. Ach Nik... dieses Jahr hat es wirklich in sich :( - ich drücke die Daumen ganz, ganz fest für deine Tante und drücke dich ganz fest ebenso!!!

    Ganz liebe Grüße
    Karen

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  2. Es ist schwer liebe Menschen gehen zu lassen. Was ist Dir wichtiger, dass sie nicht mehr leidet, oder dass Du nicht (mehr) leidest? Sie wird ihren Weg gehen. So oder so. Es macht es den Menschen leichter, wenn man sie loslässt und sie auf ihrer letzten gemeinsamen Reise unterstützt. Wir können mit unseren Gedanken einen Menschen zurückhalten, ihn einem Kampf aussetzen, denn auch er möchte nur unser bestes. Lassen wir sie ziehen. Aus Liebe zu ihnen!
    Ich drücke Deiner Tante die Daumen, dass sie ihren Weg ohne Leiden gehen kann. Zurück zu Euch oder in eine andere Welt. Lieber natürlich Ersteres!

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