Freitag, 6. November 2009

Familie erstickt unter Papierberg

Ganz bestimmt wird eines Tages dieser Satz die Titelseite einer Tageszeitung zieren. Es ist eine unumgängliche Tatsache. Wenn es so weitergeht mit unserem Tochterkind, werden wir ebenfalls eines nicht mehr fernen Tages hier Steigeisen benötigen, um von einem Raum in den anderen zu gelangen.

Woher und warum mein Nachwuchs die kreativen Gene hat? Ich weiß es nicht. Vermutlich von meiner Mutter. Die Bastel-und Malgene haben meine Generation jedenfalls gnadenlos übersprungen (vermutlich haben sie bei mir sich noch ordentlich Schwung geholt) und sind zielsicher in Massen bei meinem Kindelein gelandet. Und diese lebt sich aus.

Sie produziert Papier. Berge von Papier. Papier in unzähligen Massen. In jeder freien Sekunde des Tages wird gemalt, geklebt, geschnitten, geformt, gefaltet, schlicht, es wird nonstop Papier verarbeitet. Und ich meine das so, wie es hier steht. Permanent. Es freut das stolze Mutterherz natürlich, wenn das Kindchen offensichtlich so kreativ angehaucht ist, in naher Zukunft wird es sicherlich ein Van Gogh, oder ein Hundertwasser und ganz bestimmt werde ich mit Tränen in den Augen und belegter Stimme hauchen "Ich habe es ja schon immer gewusst" . Gerührt werde ich erleben, dass unser berühmtes Kind in Interviews sagen wird "Das habe ich alles meinen Eltern zu verdanken, sie haben immer Papier für mich gekauft" und aus Dankbarkeit wird es uns von seinen verdienten Millionen eine Villa in Monaco kaufen und eine monatliche Rente von 20 tsd. Euro zur Verfügung stellen. Ganz sicher.

Blöd nur, dass wir vorher erstickt sein werden. In jenen Papierbergen, denen ich nicht mehr Herr werde, obwohl ich ununterbrochen dabei bin, zu sichten, zu sortieren (*flüster* und wegzuwerfen, wir haben gottseidank eine große Papiertonne) und wegzulegen. Ich komme nicht hinterher. Während ich vorne wegräume, produziert es hinter mir neue Werke. Das wächst förmlich aus dem Tisch. Den wir übrigens nicht mehr für seinen ursprünglichen Sinn (als Esstisch) verwenden können. Er ist ständig voll gelagert.

Kleine Impressionen von gefällig? Und das sind nur die Sachen, die übrig geblieben sind.



Die Bilder sind viel zu harmlos. Kaum Ähnlichkeit mit der Wirklichtkeit. Ich muss das mal im Zustand des "produzierens" fotografieren, so, im künstlerischen Schaffenswahn. Ein Gebirge aus Papier, Kleber, Scheren, Stiften, Aufkleber und heute z.B. Taschentüchern, die aufs Papier verklebt wurden (gibt interessante Gebilde) und zerschnittenen Luftballons.

Alles was nicht bei drei auf dem Baum ist und "Stopp" schreit wird verarbeitet.

Wie gesagt, sie wird bestimmt reich und berühmt.

Wir werden es nur nicht mehr erleben. Eines Tages, dann, wenn jener Satz auf der Titelseite einschlägiger Tageszeitungen steht. Dann ist es zu spät ;-D

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